Bertram (Anacyclus pyrethrum) – Die feurige Wurzel der Lebenskraft
Zwischen Sonne und Staub, in trockenen Ebenen und steinigen Höhen, wächst eine unscheinbare, fast vergessene Pflanze mit einer besonderen Kraft: der Bertram. Schon Hildegard von Bingen lobte ihn als heilige Arznei für Körper und Geist – ein Gewächs, das in der Tiefe der Erde seine wahre Stärke entfaltet.
🌿 Vorkommen und Standort
Der Bertram stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und den trockenen Regionen Nordafrikas, bevorzugt aber ähnliche Bedingungen auch in Mitteleuropa, wenn man ihn gezielt kultiviert. Er liebt:
- durchlässige, sandige Böden
- viel Sonne und Wärme
- kaum Niederschlag – ideal für Steingärten oder Kräuterhügel
In heimischen Gärten wächst er oft als mehrjährige Pflanze, doch er ist empfindlich gegen Frost.
🌼 Aussehen und Erkennungsmerkmale
Der Bertram gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Äußerlich ähnelt er der Kamille:
- Blätter: fein gefiedert, leicht behaart
- Blüten: weiß mit gelbem Zentrum, margeritenähnlich
- Wuchs: niedrig, buschig, bis zu 30 cm hoch
- Wurzel: die eigentliche Heilkraft – kräftig, braun, scharf schmeckend
Die Wurzel wird im Herbst geerntet, wenn die Pflanze ihre Energie aus den Blättern in den Boden zurückzieht.

🔬 Inhaltsstoffe
Der Bertram ist besonders in seiner Wurzel hochaktiv. Enthalten sind:
- Pyrethrine – scharfe, reizende Substanzen
- Ätherische Öle
- Inulin
- Bitterstoffe und Harze
- Alkamide – verantwortlich für das leicht brennende Gefühl im Mund
Diese Kombination macht ihn zu einem anregenden Tonikum für Verdauung, Kreislauf und Nerven.
💚 Heilwirkungen und Anwendungen
Seit Jahrhunderten findet der Bertram Anwendung in der Naturheilkunde. Besonders Hildegard von Bingen empfahl ihn täglich in kleinen Dosen – als „warmes Kraut“ zur Stärkung des gesamten Körpers. Seine Wirkung entfaltet sich unter anderem:
✅ Innerlich angewendet:
- Verdauungsfördernd
- Stärkung des Immunsystems
- Anregung von Speichel- und Magensaftproduktion
- Reinigung von Blut und Schleimhäuten
- Belebend bei Erschöpfung und Müdigkeit
✅ Äußerlich verwendet:
- Bei Zahnschmerzen (Wurzel kauen)
- In Salben zur Durchblutungsförderung
- Stimulation von Nervenenden (z. B. bei Neuralgien)
🍽️ Verwendung in der Küche
Bertramwurzel wird fein gemahlen oder in Pulverform angeboten. Sie schmeckt scharf, aber nicht unangenehm:
- Über Suppen, Gemüse, Eintöpfe oder Salate gestreut
- In Teemischungen mit anderen Kräutern
- Als Tinktur oder Elixier für die tägliche Dosis Lebenskraft
Hinweis: Aufgrund der Schärfe nur in kleinen Mengen verwenden!
🌱 Fazit
Der Bertram ist ein altes Kräuterschatzkästchen – klein, kraftvoll und voller Leben. Wer ihn einmal in seinen Alltag integriert, spürt die Wärme, die Hildegard schon vor Jahrhunderten preiste: eine stille Kraft, die den Körper reinigt, den Geist weckt und die Seele wärmt.